Am 10. Mai 2016 veranstaltete das Energieinstitut gemeinsam mit der ÖVAF – Österreichische Vereinigung für Agrar-, Lebens- und Umwelt- wissenschaftliche Forschung einen Workshop zum Thema „Ökologie und Ökonomie als Herausforderungen in einer zukunftsfähigen Lebensmittel-wertschöpfungskette„. Ziel war die Vermittlung eines holistischen Bildes der Lebensmittelwertschöpfungskette unter dem Gesichtspunkt der zukünftigen Herausforderungen und Problemstellungen. Dazu diskutierten ExpertInnen als VertreterInnen der einzelnen Stufen entlang der Wertschöpfungskette neue Blickwinkel und Ansatzpunkte als Zukunftsperspektiven.
Uns als Energieinstitut war es besonders wichtig neue Ansatzpunkte für Ressourcen- und Energieeffizienz in der Lebensmittelwertschöpfungskette zu finden. Innovative Verknüpfungsmöglichkeiten zur Erhöhung der Ressourceneffizienz innerhalb der Wertschöpfungskette können nur dann identifiziert werden, wenn zunächst ein Gesamtbild geschaffen wird. Diesen Denkansatz hat das Energieinstitut mit der Abhaltung des Workshops aufgegriffen.
Zentrales Thema war die Rolle des Konsumenten. Dieser wird als „König, Diktator und Sklave“ zugleich bezeichnet. Es findet eine zunehmende Entfernung der Kon-sumentInnen von der Nahrungs-mittelproduktion statt – das Wissen über landwirtschaftliche Produktion fehlt und das Bild in den Köpfen wird durch Marketing geschult. Regionale Lebensmittel liegen im Trend und der Kunde gibt an, auch bereit zu sein, dafür mehr zu bezahlen. Demgegenüber steht jedoch die nach wie vor vorherrschende „Billig-Mentalität“ bei Lebensmitteln. Dabei ist der Anteil am Einkommen, den die ÖsterreicherInnen für Lebensmittel ausgeben mit 12 % vergleichsweise gering (Italien 24 %, Frankreich 22 %).
Problematisch wird auch der oligopole Lebensmittelmarkt gesehen, der von wenigen Ketten dominiert wird. In Österreich passt die Verkaufsstruktur (einige wenige große) nicht mit der Produzentenstruktur (viele kleine) zusammen. Gerade die Landwirtschaft sieht sich aufgrund sich verändernden Marktgegebenheiten mit zahl-reichen wirtschaftlichen Heraus-forderungen konfrontiert. Die österreichische Landwirtschaft darf sich nicht nur als reiner Rohstoffproduzent sehen, denn da sind die kleinbäuerlichen Strukturen im europäischen Vergleich nicht konkurrenzfähig. Direktvermarktung und eine Öffnung hin zum Konsumenten wird als Ansatz gesehen, wobei es dazu ganzheitliche Konzepte benötigt.
Handlungsbedarf sehen die ExpertInnen auch zur Verminderung des Lebensmittelabfalls – in Österreich landen rund 19 kg Lebensmittelabfälle pro Einwohner im Restmüll. Es bedarf einer Betrachtung aus Perspektive der Wertschöpfung zur Bewertung der Folgen von Abfällen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette. Vor allem in der Lebensmittelindustrie bieten sich Ansatzpunkte, um aus den Abfälle bzw. Reststoffen aus der Produktion integriert Prozessenergie zu erzeugen (Bsp.: Biogas aus Biertreber).
Zusammenfassend kann auf einen spannenden und vielfältigen Workshoptag zurückgeblickt werden, der gezeigt hat, dass mehrere Ansätze zum Umgang mit den zukünftigen Herausforderungen entlang der Lebensmittel- wertschöpfungskette existieren, die vielfach isoliert bestehen und einer Zusammenführung bzw. holistischen Betrachtung bedürfen.
Weiters dürfen wir Sie auf den Verein Land schafft Leben aufmerksam machen, der sich zum Ziel gesetzt hat, für vermehrte Transparenz in der Lebensmittelwertschöpfungskette zu sorgen.
- Vortragender:
Dr. Horst Steinmüller,
Mag. a Karin Fazeni,
Prof. Dr. Werner Beutelmeyer,
Christoph Brunner,
Hans Daxbeck, – Vortrag noch nicht freigegeben
DI Maria Kalleitner-Huber,
DI Josef Plank,
Silvia Scherhaufer,
Josef Strutz-Winkler,
H. Wohlmeyer – Vortrag noch nicht freigegeben - Disziplinen:
Ressourcen- & Energieeffizienz,
Energiepolitik & Governance, - Datum:
10.05.2016 - Ort:
Johannes Kepler Universität Linz
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